TANSTAPTS: There ain’t no thing such as a post truth society. Fakten kann man negieren, Sie holen einen aber immer wieder ein. Wir hatten an der Hochschule einen Professor, der sich das Haar am Haarkranz in Hippielänge wachsen ließ, um dann das fehlende Haupthaar mit einem Wurf des Seitenzopfes über das kahle Haupt zu simulieren. Allein, es fiel immer wieder zur Seite.
Man kann auch weiter behaupten, dass der Diesel der Antrieb der Zukunft ist, dass es keinen Klimawandel gibt und das Barack Obama gar nicht aus den USA stammt Beim Boxeraufstand Anfang des 20. Jahrhunderts in China glaubten viele aufständische Chinesen, dass ihnen die Gewehrkugeln der westlichen Besatzungsmächte nichts anhaben können. In den USA scheinen einige ehemalige Stahlarbeiter wirklich zu glauben, ihre Jobs kommen wieder. Zum Thema Fakten ist zu sagen, dass sie einfach da sind. Wer von einer hohen Klippe springt, wird umkommen.
Das Zitat „jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung. Aber keiner hat das Recht auf seine eigenen Fakten" wird laut SZ dem US-Senator Patrick Moynihan zugesprochen.
Leider kann man nach der Wahl von Trump, nach dem Brexit und nach den Wahlerfolgen der AFD zu der Einsicht gelangen, dass Fakten überschätzt werden. Total bescheuerte und erfundene Gerüchte ziehen in den Social Media ihre Kreise und befeuern die Filterblasen von sektiererischen Gruppen. Der eingeschränkte Horizont ist Programm und Lebensmotto.
Die Welt ist eh zu kompliziert und da ist es schön den eigenen Kirchturm immer in Sichtweite zu haben. Nebenher darf man andere hemmungslos diffamieren und beschimpfen.
Wer konsequent Fakten negiert, wird aber die Konsequenzen davon zu spüren bekommen. Der Mensch war in der Geschichte immer dann erfolgreich, wenn er auf Fakten und Erfahrungen reagiert hat: Nicht auf die heiße Herdplatte fassen, wer Nationalismus schürt wird Krieg ernten, wer den globalen Handel einschränken will, wird Jobs vernichten, wer zur Zusammenarbeit bereit ist, kann eine sichere, friedliche Gesellschaft aufbauen.
Die sogenannte Post-faktische-Gesellschaft gibt es nicht, weil die Fakten immer wieder auftauchen, wie das kahle Haupt des Professors. Wer sich und seine Welt immer wieder in Frage stellt, hat größere Chancen zu überleben. Volkswagen muss das zu seinem Glück jetzt machen. Der Diesel ist nicht die Zukunft. Es sind die E-Autos. Viele haben mutig und freiwillig ihre alten Grenzen in Frage gestellt. Es sind bereits vor Jahrhunderten Leute über die Ozeane gesegelt und haben neue Ideen und Produkte mitgebracht.
Sich in Frage stellen muss man wollen und können. Die Filterblase ist bequem. Neue Fakten müsste man einschätzen und bewerten. Man müsste eine eigene Meinung haben. Man muss aber auch z.B. bereits in der Schule lernen, dass die ersten zehn Treffer bei Google oder das Nachrichtenrauschen auf der Facebookseite nicht alles sind. Es gibt eine Welt dahinter. Man kann sie finden.
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