Praxisprojekte mit Relevanz und Bezug zur Außenwelt spielen in der Vertiefungsausbildung Technologiemarketing eine große Rolle. Diese Vertiefungsrichtung ist Teil Studiengangs Technisches Management und Marketing an der Hochschule Hamm-Lippstadt. Als Abschlussveranstaltung für das 7. Semester findet seit Jahren der www.digitalmarketingday.de – ein von den Studierenden selbst organisierte - Marketingtagung im Hörsaal statt. Die Tagung beinhaltet eine Poster Session, studentische Vorträge und ein abendliches Get-together. Hierzu haben wir mittelständische Unternehmen zu Themen aus dem digitalen Marketing eingeladen und bei der letzten Präsensveranstaltung im Januar 2020 waren wir bis auf den letzten Platz im Hörsaal ausgebucht[1].

In der Corona-Pandemie war frühzeitig klar, dass diese Veranstaltung auf keinen Fall in Präsenz stattfinden konnte. So musste die Entscheidung gefällt werden, ob man ein erfolgreiches Format nach jahrelangem mühsamem Aufbau fallen lässt oder diese Veranstaltung in ein digitales Format überträgt. Aufgrund fehlender Erfahrungen mit digitalen Tagungen, war das Risiko für einen Misserfolg groß[2]. Der 4.#HSHLDigitalMarketingDay am 13. Januar 2021 als Online-Konferenz war allerdings ein großer Erfolg. Das Thema war “Sichtbarkeit im Markt in Corona-Zeiten“. Aufgrund des digitalen Formates konnten sich 49 Personen mehr anmelden als im vergangenen Jahr. Beim 3. DigitalMarketingDay waren wir nach 120 Anmeldungen ausverkauft, weil nicht mehr Leute in den Hörsaal reinpassten. 73% der angemeldeten Personen nahm dann auch tatsächlich beim digitalen Event teil. Das ist für digitale Veranstaltungen ein guter Wert. Was besonders bemerkenswert ist, dass die meisten bei einem zweistündigen Programm bis zum Schluss dabeiblieben. Zusammen mit den Studierenden wurden mögliche Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren zusammengestellt. Die Studierenden haben eigenständig das Thema zu einem Blogbeitrag verarbeitet[3].Unter dem unten genannten Link erhalten Sie auch eine Checkliste. Bei digitalen Events sind der nächste Klick auf Facebook, eine eingehende E-Mail, Langeweile oder nicht funktionierende Technik die größten Feinde einer erfolgreichen Veranstaltung.

Die Seminarleitung hatte immer eine fesselnde „Fernsehshow“ als Modell vor Augen, auch wenn wir hier natürlich eine ernstgemeinte Marketingtagung gemacht haben.

Hierfür benötigt man

• eine erfahrene Moderation, die durch das gesamte Programm führt, auch mal einen technischen Hänger wegmoderiert und die „Hausregeln“ durchzusetzen weiß.
• weitere Moderatoren/innen für die inhaltlichen Themen, die sich im Thema genau auskennen
• einen detaillierten Ablaufplan und eine „Regie“ im Hintergrund, die minutengenau weiß, was als Nächstes kommt und auch im Problemfall das übernächste startet
• ein „buntes“ Programm mit Abwechslung, Interaktion und einem roten Faden
• eine maximal gut funktionierende Technik – fängt beim Onboarding an und hört beim nachgelagerten Service (Checklisten zum Download) auf

Das Testen bezog sich zum einen auf die Technik und zum anderen auf die Gestaltung der Inhalte. Manche Inhalte haben nicht so gut funktioniert wie gedacht, das Programm wurde nochmal gestrafft und die Bedienung der Technik und das Zusammenspiel von Moderation und Präsentation der Inhaltselemente weiter eingeübt. Es wurde so lange getestet und geübt, bis es unserer Meinung nach gut war. Eine studentische Gruppe hatte die Aufgabe Key Performance Indikator (KPI) zu definieren, bei der Veranstaltung zu messen und am Ende auszuwerten. Ein KPI war zum Beispiel die Absprungrate, die während der Veranstaltung gemessen wurde. Nach der Veranstaltung wurde eine Befragung zur Veranstaltung verschickt, die mit Lime-Survey erstellt wurde.  Alle in der Moderatorenrolle sollten sich möglichst gut die thematischen „Bälle“ zuspielen. Neben der Moderation mit dem Mikrofon gibt es natürlich auch noch den Chat, der beim DigitalMarketingDay von den Studierenden inhaltlich kompetent betreut wurde. Für das Publikum ist es eine der wenigen Möglichkeiten kontinuierlich zu interagieren. Ein gut betreuter Chat hat für das Publikum einen Mehrwert, bietet Wertschätzung und Interaktion. Im Seminar hatten die Studierenden von Beginn an die Aufgabe über verschiedene Formate für den DigitalMarketingDay nachzudenken – vom Video bis zur Checkliste auf der Website. Im Programm hatten wir ein Experteninterview, eigene Videos, eigene Podcasts, Live-Vorträge und interaktive Live-Abfragen mit www.mentimeter.com.

Da wir im Seminar knapp 50 Studierende hatten, haben wir ein knapp zweistündiges Programm geplant. Alle Studierenden sollten auch zum Zuge kommen. Für ein digitales Format ist das ein sehr langes Programm. Auch aus dem Grund haben wir nach einer Stunde eine zehnminütige Pause gemacht. Zusammengefasst kann man sagen: Der Aufwand für digitale Veranstaltungen ist deutlich größer, weil die technische Dimension dazukommt. Der Aufwand für vielfältige Formate, wie Videos, Podcasts etc. ist sehr hoch. Das ganze System muss aufwändig getestet werden. Man muss auch viel mehr in die inhaltliche Gestaltung für ein digitales Format investieren. Nichts wäre schlimmer als einen Standard-PowerPoint-Vortrag im Netz vorzulesen. Die Möglichkeiten erweitern sich, weil man die Reichweite erhöhen kann und dass bei Grenzkosten nahe Null. Man kann sehr einfach über geeignete KPI die eigene Performance messen. Die Zukunft ist hybrid. So lautet das Mantra bei vielen Veranstaltern. Beim DigitalMarketingDay soll es auf jeden Fall wieder in Präsenz weitergehen, sobald es möglich ist. Die Frage ist, was machen wir zusätzlich digital? Und hier schließt sich der Kreis. Bei der Planung, wissen wir jetzt noch gar nicht wie das geht. Wir werden es herausfinden.